Nach einem Schlaganfall muss der Patient verlorene Fähigkeiten mühsam wieder neu erwerben. Wenn die Schädigung das Sprachzentrum betrifft, ist diese Reorganisation besonders mühsam. Die Musiktherapie kann hier schneller Erfolge erzielen als herkömmliche Methoden. Das hat mit den besonderen Funktionen von Musik für das Gehirn zu tun. Das Musikmachen ist nicht in einer eng umrissenen Hirnregion angesiedelt, sondern spricht neben dem Gehör auch den Bewegungsapparat an, den inneren Rhythmus, die innere Melodik, das Gefühl und den Verstand. Wenn ein Musik-Amateur am Klavier klimpert, dann ist schon nach 20 Minuten eine Koordinierung von motorischem und auditivem Cortex per EEG zu erkennen. Nach ein paar Wochen sind diese Veränderungen dauerhaft.
Bei Sprach- und Stimstörungen arbeite ich nach zwei Methoden: MIT und MUT
MIT ist die Abkürzung für Melodic Intonation Therapy. Es wurde festgestellt, daß ein Schlaganfall-Patient sehr wohl Worte singen, sie aber nicht sprechen kann. Über das gemeinsame Singen und Intonieren kann er zur Sprache zurückfinden. Die MIT ist sehr vielseitig. Der Patient singt, oder er spricht Worte im Rhythmus des Liedes, oder er singt das Lied ohne Worte. Es finden sofort Verknüpfungen im Gehirn statt. Unterstützend sollen die Hände dazu genommen werden, Worte oder Klänge werden auf der Handfläche gehalten, getragen, verstärkt oder mit den Fingern gedehnt.
Mit dem MUT (Musikunterstütztes Training) können motorische Fähigkeiten neu aktiviert werden, der Patient lernt langsam, wieder seine Muskelbewegungen zu kontrollieren. Dazu spiele ich mit den Patienten am Klavier oder zunächst an Schlaginstrumenten. Die Koordination von rechts und links, von Hand und Hirn fördert die Feinmotorik, die die Grobmotorik und die mangelnde Kontrolle über muskuläre Aktivitäten unterbindet. Schon kleinste und sehr einfache Bewegungen der Finger am Klavier setzen sich manchmal bis in die Beine fort.
Bei Bewegungsstörungen arbeite ich mit Instrumenten, die Klang direkt in den Körper übertragen.
Es ist inzwischen wissenschaftlich gut belegt, wie wirksam die Kombination von Vibration und Klang bei Lähmungserscheinungen sein kann. Vibro-akustische Therapien unterstützen die Körperwahrnehmung und die Bewegung. Saiteninstrumente, wie das therapeutische Monochord (rechts) sind besonders gut geeignet, um Klang in den Körper einzuleiten. Es gibt sie in allen möglichen Formen und Größen.
Im Schlaganfallmagazin 3/2007 berichtet ein Schlaganfallpatient von seinen Erfahrungen mit dem therapeutischen Monochord: schlaganfallmagazin.03.2007.pdf
Unterstützend helfen auch rhythmische Übungen und Bewegungen, im Sitzen, im Stehen - und wenn möglich ist das langsamen Tanzen oder Schreiten mit therapeutischer Hilfe ideal!
Wie der Schauspieler Peer Augustinski heute mit seinem Schlaganfall lebt
Peer Augustinski kann heute - nach eisernem Training und Disziplin wieder arbeiten. Dazu ist ein Hörbuch entstanden mit dem Titel: Aus heiterem Himmel. Mein Leben vor und nach dem Schlaganfall. Hier können Sie den Inhalt des booklets runterladen: